top of page
  • AutorenbildVerwunderliche Reisen

Sonntagssonnenschein


Hoch die Hände, Wochenende!

Ein weiterer wunderschöner Tag beginnt.

Nachdem wir genüsslich ausgeschlafen haben, treffen wir uns mit Sharon und Bryce für die Tagesplanung. Was sehen wir uns heute an? Zeit für einen Walk.

Wenn man schon einmal in Tauranga lebt, dann muss man einfach den Mt Maunganui bestiegen haben, heißt es. Der eindrucksvolle Vulkan dominiert das Angesicht der Stadt.

Am ersten wirklich schönen Sonntag mussten wir also gleich die Challenge wagen und sofort den Gipfel erklimmen.

Man benötigt nur circa eine Stunde für den Aufstieg und wird mit einem unglaublich schönen Blick über die Stadt mit ihren endlosen Stränden belohnt.

Einfach nur paradiesisch.


Habt ihr jemals so wunderschöne, endlose Sandstrände gesehen?

Und wenn man zur Krönung des Ganzen auf dem Rückweg noch einen Seehund auf den Klippen erspähen kann, dann hat sich der Tag umso mehr gelohnt!


Geht man nur zwei Minuten vom Mt Maunganui aus am Strand entlang, gelangt man auf Leisure Island. Eine kleine Halbinsel, die vom Strand aus in den Ozean hineinragt.

Natur pur nur einen Steinwurf von der Geschäftigkeit der Stadt entfernt.

Beautiful Leisure Island

Wenn der Wind auffrischt und die See unruhig wird, werden über einige sogenannte „Blow Holes“ Unmengen an Wasser in die Luft geschleudert.

Kostenlose Dusche gefällig?


Zum Abschluss eines ereignisreichen Sonntags muss natürlich auch ein Sonntagsessen her.

Was passt da besser als ein schönes, deutsches Gulasch?

Vorfreudig machen Lucas und ich uns auf zu Pac`n`Save, um alle Zutaten zusammenzutragen.

Das Lächeln verschwindet schnell aus unseren Gesichtern, nachdem wir zum hundertsten Mal durch alle Supermarktreihen gehen, ohne zu finden, was wir suchen.

Ok, wir wussten, wir sind hier nicht in Deutschland und essenstechnisch sieht es hier ein wenig anders aus. Aber so richtig wussten wir es auch irgendwie nicht.

Fleisch und Pilze waren schnell gefunden- Easy peasy.

Aber Rotkraut und Klöße?

Such das mal in einem neuseeländischen Supermarkt.

Wir waren kurz davor einfach aufzugeben, als ich durch Glück die internationale Sektion gefunden habe und zwei Gläser niederländisches „Rode Kool“ ergattern konnte.

Die Klöße sollten sich jedoch als wahre Aufgabe herausstellen.

Wir entschieden uns dazu, einfach ein paar Kilo Kartoffeln zu kaufen und zu versuchen, den Kloßteig selbst zu machen. Kann doch nicht so schwer sein oder?

Haargenau haben wir uns an das Rezept im Internet gehalten- einen Teil der Kartoffeln gerieben, den anderen zu Brei verarbeitet, und anschließend alles schön zusammengeknetet- nur um dann festzustellen, dass die Klöße im kochenden Wasser, statt zu kochen, einfach zerfallen.

Na toll.

Es ist ja nicht so, dass ich stundenlang Kartoffeln geschält und gerieben habe- und für was das Ganze?

Für nichts.

Nicht einmal Rösti konnten wir aus den verklumpten Resten noch machen.

Als Sharon von der Arbeit nach Hause kam und wir ihr unseren kläglichen Versuch zeigten, fing sie auf einmal an zu lachen. Hä?

In Neuseeland gibt es anscheinend hunderte Arten von Kartoffeln, spezifisch für alle Verwendungszwecke. Kochkartoffeln, Backkartoffeln, Bratkartoffeln, Wasauchimmerkartoffeln, …

Da haben wir wohl nicht ganz so genau auf die Verpackung geschaut…

Aber auch wenn wir das Gulasch schließlich mit Brötchen essen mussten, das war der Knaller, das garantiere ich euch!


Das nächste Wochenende steht bevor- und diesmal mit nagelneuem Van!

Nur ein Tag nachdem wir unseren „Uncle Benz“ mit nach Hause genommen haben, stand der erste große Ausflug auf dem Programm.

Ab nach Rotorua, in das geothermale Wunderland Neuseelands.

Es ist schon irgendwie merkwürdig nur auf der linken Seite der Straße zu fahren… und das auch noch in einem 3,5t- Schiff. Lucas schien damit zum Glück jedoch keine Probleme zu haben- wir sind jedenfalls lebendig angekommen.

Allein die Fahrt war die Reise mehr als wert. Landschaftlich einmalig.

Wenn man in Neuseeland über das Land fährt, denkt man irgendwie immer, jeden Augenblick müssten Hobbits über die Wiese gelaufen kommen.

Grüne Hügel soweit das Auge reicht.

Wenn das nicht Mittelerde ist, weiß ich auch nicht weiter.

Im Land der langen weißen Wolke gibt es aber nicht nur weiße Wolken, sondern auch tausende von weißen Schafen, die auf den Hügeln leben.

Da wir gerade Frühling haben, sieht man in jeder Herde mindestens fünf winzige Lämmchen dazu- soooooooooo süß!


Nach einer Stunde Fahrt, in der ich mit meinen Augen nur so am Fenster geklebt habe, erreichten wir endlich unser Ziel: Das Waimangu Thermal Valley- das jüngste Thermalgebiet der Welt.

Als 1886 22 Krater entlang des Grabens am Mount Tarawera gleichzeitig ausbrachen, wurde die damals bedeutendste Sehenswürdigkeit des Landes - die Pink und White Terraces - zerstört.

Dabei entstand ein 17km langes, bis heute noch geothermal aktives Tal, welches sich glücklicherweise nach der vollständigen Vernichtung natürlich regenerien konnte.

Es ist wie in einem Film.

Ein riesiger See wird im Sekundentakt von Schwaden aus Wasserdampf und Kohlendioxid überzogen, aus hunderten von Löchern brodelt heißes Wasser hervor.

Der Bratpfannensee, der größte Thermalsee der Welt, hat eine Durchschnittstemperatur von 55°C.

Das ist mal eine gigantische Badewanne!


Ganz ohne Photoshop? Wirklich. Was?

100m weiter liegt ein stechend türkisblauer See.

Er wird als das größte geysirartige Gebilde der Welt bezeichnet.

Man sieht es ihm, ehrlich gesagt, aber gar nicht an.

Würdet ihr denken, dass dieses wunderschöne Wasser 80°C heiß und extrem sauer ist?

Ein enormer Gehalt an Schwefelsäure drückt den pH-Wert auf bis zu 2,1 herunter.


Das schönste Türkisblau, das ich je gesehen habe...

Unsere Natur ist schon ziemlich interessant.

Ich entdecke Farben, wie ich sie natürlich noch nie gesehen habe. Einfach Märchenhaft.

Unglaublich kräftige Rot- und Brauntöne liegen direkt neben Grün- und Blauvariationen. Massive Schwaden aus Wasserdampf und anderen Gasen liegen über der ganzen Szenerie. Riesige, unvorstellbar steile Vulkankrater neben Geysiren und heißen Quellen. Kann das wirklich die Realität sein?

Ich fühle mich, als wären wir geradewegs in ein riesiges Filmset hineinspaziert.

Eigentlich müsste der Regisseur jeden Moment um die Ecke kommen… oder nicht?

Die ganze Umgebung beeinflusst unsere Körper, nicht nur psychisch, sondern auch körperlich.

Durch die Gase wird jeder noch so kleine Aufstieg zum Kraftakt.

Sauerstoff wo bist du?

Wir atmen so schnell, als wären wir gerade einen Marathon gelaufen.


Alles ganz schön unreal...

Nachdem wir vollkommen geschafft und verblüfft das Tal verlassen, fahren wir durch Rotoruas Stadtzentrum zurück.

Überall dieser Geruch: Eine riesige Schwefelwolke hängt über der Stadt.

So sehr wie mich die unbändige Kraft und Schönheit der Natur auch beeindruckt hat, ich könnte hier nicht leben. Mitten im Vorgarten eines Einheimischen ist auf einmal die Erde aufgebrochen und heißes Wasser kam hinausgeschossen, unbeeindruckt hat er einfach seinen Rasen weitergemäht.

Im öffentlichen Kuirau Park sind schon einige Unvorsichtige in den heißen, sauren Pools gestorben.

Die Erdkruste ist einfach so dünn, dass man vielerorts das Gefühl hat, man laufe auf einem dumpf klingenden Holzbrett und nicht auf festem Grund.

Selbst die Gullydeckel dampfen.

Was ist hier nur los?

Eine Stadt, die ich wohl nie vergessen werde.


Bevor wir unseren Van komplett umbauen, wollten wir noch einmal einen Ausflug zu sechst unternehmen: Bryce& Sharon, Dot& Len, Lucas& ich.

Mit Picknick für den Tag bewaffnet machten wir uns also eine Woche später in unserem geliebten Uncle Benz wieder auf den Weg. Das heutige Ziel ist die Karangahake Schlucht (Karangahake Gorge) etwa eine Stunde von Tauranga entfernt.


Gorgeous Gorge!

Dieses Gebiet wurde früher intensiv zum Goldabbau genutzt.

Viele alte Maschinen und Zeugen dieser Zeit sieht man noch heute.

Eine alte Eisenbahnlinie, welche zu einem Wanderweg umfunktioniert wurde, führt durch die Schlucht. Am beeindruckendsten ist der rund 1100 Meter lange Tunnel, der quer durch den Felsen geschlagen wurde.


Irgendwie ganz schön gruselig...

Eine schnurgerade Linie, die mir zeigt, was es heißt, „das Licht am Ende des Tunnels“ zu sehen.

Auf dem Rückweg ein kleiner Stopp am Waihi Beach. Die Sonne genießen.


Das Leben kann so schön sein.

Wirklich.

Vor allem in Neuseeland.
57 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

bottom of page