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  • AutorenbildVerwunderliche Reisen

Zwischen riesigen Vulkankegeln und endlosen Traumstränden

Unsere erste große Tour steht bevor! Juhuu!

Nach zwei Monaten Arbeit und unendlich viel Liebe zum Detail ist unser Van nun endlich fertig und will natürlich auch sofort in die weite Welt hinaus.

Fünf Tage lang soll es sich nun rund um die feuerspuckenden Riesen der Nordinsel drehen.

Über die Westküste mit ihren schwarzen Sandstränden hin zum Mt Taranaki, über den Forgotten World Highway zum Juwel des Landesinneren: den Tongariro Nationalpark.

Am frühen Montagmorgen geht es los, der Van wird beladen.

Von Klamotten, über Geschirr und Essensvorräten, es ist unglaublich, was man so alles braucht und wie viel Platz doch beansprucht wird!

Alles verstaut und schon sind wir pünktlich acht Uhr morgens auf der Straße unterwegs.

Nach ca. drei Stunden erreichen wir unser erstes Ziel: den Black Sand Beach in Mokau.


Landschaft, wie in einer Filmkulisse

Schwarzer Sand? Klingt irgendwie ein wenig unreal oder?

Wieder einmal haben hier die Vulkane ihre Finger im Spiel. Die kilometerlangen, schwarzen Sandstrände der Westküste bestehen aus einer Mischung aus vulkanischem Sand und Eisenoxid.

So wunderschön das auch aussieht: Ihr glaubt nicht, wie heiß der Sand werden kann!

Der schwarze Sand heizt sich so stark auf, dass ich mir wohl dreimal die Fußsohlen verbrannt habe…

Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt erreichen wir Tongaporutu, ein kleiner, unscheinbarer Ort, an dessen Küste ich mich verlieren könnte.

Bei Ebbe erreicht man zu Fuß drei atemberaubende, 25m hohe Felsformationen am Strand, die sogenannten „Three Sisters“.


Ich geh doch sofort als vierte Schwester durch oder etwa nicht?

Der beste Freund der Schwestern ist der Elefant, welcher nur einige hundert Meter entfernt von diesen steht. Auch dieser hat über die Jahre einiges abbekommen, so dass er seine ursprüngliche Form fast verloren hat. Armer Elefant!


Nun steht die erste Nacht in unserem Van bevor!

Das erste Mal mit unserem kleinen Gaskocher Abendessen kochen, das erste Mal in unserer kleinen Spüle abwaschen, das erste Mal in unserem nicht ganz so kleinen Bett schlafen.

Ich bin so stolz, auf das, was wir über Wochen hinweg erschaffen haben und schlafe wie auf Wolken.


Morgens aufstehen, die hinteren Türen unseres Vans aufschwingen und den Blick über den Strand schweifen lassen, das Rauschen der Wellen hören.

Das ist wohl das Gefühl von Freiheit.
Um nichts in der Welt will ich dieses missen.
Ein Traum geht in Erfüllung.

Am nächsten Tag heißt es früh aufstehen!

Der Wetterbericht prophezeit schlechtes Wetter am Nachmittag, das heißt, wir müssen flink sein.

Heute geht es hoch hinaus, am Mt Taranaki entlang zur Pouakai Hut.

Nach zweieinhalb Stunden im Stechschritt mehrere hundert Meter bergauf marschieren, haben wir unser Ziel erreicht. Und wohl Sport für das nächste halbe Jahr absolviert.

Erst nach einer Viertelstunde dahinvegetieren konnte ich wirklich die Landschaft genießen.

Leider waren die Wolken fast genauso schnell wie wir und wir konnten gerade noch einen fixen Blick erhaschen, dann zog es sich schon zu.


Absolut verrückt, wie schnell die Wolken durch die Berge ziehen!

Kaum zu glauben, wir verließen das Tal bei 22°C und Sonnenschein und als wir die Berge erreichten, mischte sich eisiger Wind mit Nieselregen.

Wir waren am Ende froh, das Plateau wieder zu verlassen. Natürlich kamen uns auf dem Weg nach unten Wanderer mit kurzen Hosen, T-Shirts und weißen Sneakers entgegen:

Die werden wohl nicht ganz so viel Spaß da oben haben.

Die Berge und generell das Wetter in Neuseeland ist eine grausige Falle.

Wir spielen nach den Regeln der Berge, um zu überleben. Nicht andersherum.

Wenn man in Neuseeland unterwegs ist und Touren plant, muss man stets ein wenig flexibel sein.

Das Wetter hat immer ein kleines Wörtchen mitzureden…

Alles ist irgendwie ein wenig extremer hier. Man steht morgens unter blauem Himmel und mit intensivem Sonnenschein auf und im nächsten Moment hagelt es auf die Erde nieder, als würde die Welt untergehen.

Nach einem neuseeländischen Sprichwort ist es keine Seltenheit, vier Jahreszeiten an einem Tag zu erleben.

Viele Wanderer unterschätzen diese Gefahr gründlich…

Nicht nur das Wetter, auch die Natur selbst, ist ein wenig extremer.

Naturkatastrophen gehören in Neuseeland zum Alltag.

Wenn man in einen Supermarkt geht, hat man immer sofort das Gefühl, die Leute bereiten sich auf wochenlange Isolationen vor.

Die Supermarktregale strotzen nur so vor unnatürlich großen Essenspackungen.

Käse in Kilogrammgrößen, Reis und Nudeln in Restaurantmengen.

Irgendwie ist es ja auch verständlich…

Neuseeland liegt genau auf dem Pazifischen Feuerring, einem Grenzgebiet aus plattentektonischer Sicht. Das gesamte Land wird in erheblichem Maße durch diese Plattenaktivität geprägt: Gebirgsfaltungen, Vulkanismus, Erdbeben und andere geothermische Aktivitäten haben Neuseeland erst zu dem gemacht, was es heute ist.


Auf der Nordinsel befinden sich einige der aktivsten Vulkane der Erde.

Mit ca. 20000 Erdbeben pro Jahr gehört Neuseeland zu den erdbebenreichsten Ländern unserer Welt.


Die meisten davon sind jedoch so schwach, dass man sie gar nicht bemerkt.

Vor ein paar Wochen bebte die Erde mit einer Stärke von 6.2, also verhältnismäßig stark.

Die Parlamentssitzung wurde für einige Minuten unterbrochen, einige Unternehmen haben kurzzeitig ihre Mitarbeiter die Gebäude verlassen lassen.


Und wir?

Wir waren einkaufen und haben es nicht einmal bemerkt.

Na toll.

Wer kann schon von sich behaupten, sein erstes Erdbeben einfach verpasst zu haben? :D

Jedenfalls sind wir ziemlich froh, in unserem kleinen zu Hause auf Rädern genug Platz zu haben, um dem wechselhaften Wetter in Neuseeland zu trotzen!

Schokolade und ein schöner Film machen jeden noch so verregneten Tag ein wenig besser.


Der nächste Morgen fing ebenfalls ziemlich trist und grau an.

Langsam kamen wir aus unserem Bett gekrochen und zogen los zum Dawson Fall.

Nach nur mehreren hundert Stufen kamen wir am Fuße des Wasserfalls an.

Absolut beeindruckend!

Das Wasser stürzte sich nur so über 18m hinunter ins Tal.

Nach einigen Tagen Regen sah die Wassermenge sogar ein wenig bedrohlich aus.

Erstaunlich, welche Kraft unsere Natur doch haben kann.

Ich habe bei der Lautstärke des hinunterkrachenden Wassers nicht einmal mein eigenes Wort verstanden.


Hier könnte ich ewig bleiben...

Nun geht die Reise über den Surf Highway an der Westküste entlang weiter zum Cape Egmont Lighthouse. Der Mt Taranaki türmt sich im Hintergrund auf und hält alle Regenwolken von der Küste fern. Danke dir!

Eine alte Maori-Legende erzählt, warum der Taranaki so weit entfernt von den anderen drei großen Vulkanen der Nordinsel steht, welche sich gemeinsam im Tongariro Nationalpark befinden.

Vor vielen, vielen Jahren standen alle vier Vulkane gemeinsam im Inneren der Insel: der Tongariro, der Ngauruhoe, der Ruapehu und der Taranaki. Dann entbrannte ein Streit um die schöne Vulkanin Pihanga, in welche alle vier Vulkane verliebt waren.

Der Tongariro gewann den Wettstreit und aus Verzweiflung und Scham zog der Taranaki gen Westen, bis ihn der Ozean schließlich aufhielt. Und dort steht er noch heute.


Einfach nur gewaltig... Man glaubt gar nicht, dass dieser Berg jemals einen Wettstreit verlieren könnte!

Wir picknickten am Oakura Beach.

Einfach verrückt:

Tausende, wunderschöne, kilometerlange Sandstrände an den Küsten Neuseeland ... und niemand ist da.

Jedenfalls sind wir so oft die einzigen Besucher.

Ein schönes Gefühl irgendwie.


In New Plymouth angekommen, liefen wir ein Stückchen entlang des Coastal Walkways über die Te Rewa Rewa Bridge (diese sieht interessanterweise ein wenig aus wie eine Fischgräte), bis wir uns schließlich vollkommen erschöpft ins öffentliche Bad aufmachten.

Eine günstigere und vor allem tausendmal bessere Alternative als 30 Dollar für einen Campingplatz auszugeben, um eine warme Dusche zu bekommen!

Zwei Stunden lang ließen wir unsere Seele baumeln und auf dem Rückweg wurden wir sogar noch mit einem wunderschönen Sonnenuntergang belohnt.

Was gibt es schon besseres?

Wir erwachen an einem wunderschönen Sommertag.

Blauer Himmel und Sonnenschein sind die ultimative Voraussetzung für unseren heutigen Trip.

Der Forgotten World Highway, State Highway 43, wird heute bezwungen.

Auf dem Weg liegen vier natürliche Bergrücken, 16km unbefestigte Schotterstraße, eine tiefe Schlucht, unzählige einspurige Brücken, ein spektakulärer Tunnel- das „Hobbits Hole“- und eine Republik.

Ich muss gestehen, da habe ich glatt einmal ein wenig Platzangst bekommen...

Ja richtig gehört, mitten im Nirgendwo, circa zwei Stunden von jeder größeren Stadt entfernt, hat sich eine kleines Dorf 1989 selbständig gemacht, um dagegen zu rebellieren, dass man ihren Ort zwei verschiedenen Verwaltungsbezirken zuteilt und zur Republik ernannt.

„Sie betreten die Republik von Whangamomona…“ Schon ein witziges Gefühl!

Neben drei, vier Häusern ist das einzige Gebäude von Beachtung das Hotel: Gaststätte und „Passamt“ zugleich. Wir verbrachten ewig im liebevoll eingerichteten Saal und sahen uns all die witzigen Wappen und Geschichten an… und bekamen gleich noch einen Stempel in unseren Pass dazu! Erheitert verließen wir die Republik und ihre 40 Einwohner.

Nach viereinhalb Stunden ereignisreicher Fahrt kann ich wohl mit Wahrheit sagen:

Ich habe noch nie so viele verschiedene Variationen von Grün gesehen.

Erschöpft wollten wir uns eigentlich nur noch hinlegen…

Wenn nicht die anstrengende Anfahrt zum ausgewiesenen Freedom-Camping-Spot wäre.

Wir fuhren, nein besser, schaukelten, eine halbe Stunde, um nicht ganz einen Kilometer zurückzulegen.

Schlaglöcher, in der Größe von kleinen „Teichen“, Schotter, der wohl eigentlich ein Fels werden wollte und Büsche, die die Straße für sich beanspruchten, blockierten uns den Weg.

Mir.War.So.Schlecht. Und das alles, um zum Dominion Road Carpark zu kommen

- eine etwas größere Schotterfläche mitten im Dschungel.

Nein danke. Wir drehen um.

Dominion Road Main Carpark- Das soll wohl ein Witz sein!

Nach dieser abenteuerlichen Fahrt wollte ich nur noch ins Bett- ein Glück, haben wir ja eins dabei. :D

Als ich endlich verdaut hatte, mit einem Campervan über eine Quadstrecke gefahren zu sein, fing der nächste Tag schon an.


Heute soll es zum Tongariro Nationalpark gehen: zu DEN Vulkanen auf unserer Reise.


Bei diesem Bild kommt man einfach direkt in Roadtrip-Stimmung!

Tongariro, Ruapehu und Ngauruhoe stehen hier Hand in Hand- wunderschön, aber auch so gefährlich. Das letzte Mal brach der Tongariro 2012 aus.

Ruapehu, der höchste Vulkan Neuseelands, 2007.

Weihnachten 1953 starben 151 Menschen bei einem Zugunglück, ausgelöst durch einen weiteren Vulkanausbruch.

Aktiv, gefährlich- aber auch so anziehend.

Da das Wetter nicht 100 Prozent auf unserer Seite war, entschieden wir uns dazu, das Tongariro Crossing auf einen anderen Tag zu verlegen und begaben uns auf die Spuren des „Lord of the Rings“.

Wie schon Gollum vor mir genoss ich die Tawhai Falls und wanderte durch Mordor, bis uns schließlich die Bauarbeiter davon aufhielten, weitervorzudringen.


Na, wer von euch erkennt diese Filmlocation wieder?

Es ist einfach so verrückt, alle 100km ändert sich die Landschaft Neuseelands so extrem, dass man spontan nur zu dem Schluss kommen kann, auf einmal in einem ganz anderen Land gelandet zu sein.

Wunderschöne Traumstände neben riesigen Vulkankegeln, Bergwüsten und unglaublich grünen Hügelketten.

Das kann doch nicht mit rechten Dingen zu gehen.

Ich habe mich einfach so sehr in dieses Land verliebt, dass ich gar nicht daran denken will, es irgendwann wieder zu verlassen…

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