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  • AutorenbildVerwunderliche Reisen

Über rollend grüne Hobbithügel ins Land der Robben und Wale

Aktualisiert: 11. Feb. 2019

Wer kennt es nicht?

Jede noch so schöne Zeit muss irgendwann einmal zu Ende gehen.

Wir haben die letzten Monate bei Sharon und Bryce so genossen, dass wir Tauranga nun unser zweites zu Hause nennen.

Wenn Freunde zur Familie werden: Gibt es eigentlich ein schöneres Gefühl?

Ohne Worte...

Das Traurige daran: der Abschied.

„Und irgendwann muss es vorbei sein…“

Unsere Zeit auf der Nordinsel neigt sich ihrem Ende zu.

Die Fährfahrt nach Picton rückt immer näher.

Der Abschied fällt mir so schwer.

Wir haben so viele gemeinsame Erinnerungen gemacht, so viele Dinge erlebt.

Ich blicke zurück auf unser trautes Heim: das Wohnhaus mit seiner gigantischen Küche, in der wir so viele, unendlich schöne Abende verbrachten, den Garten mit unseren stolz errichteten Gartenboxen, neuen Zäunen und dem gerade vollendeten Gewächshaus, die Werkstatt, in der wir so viele Stunden verbrachten und so viel lernten, mit unserer so lieb gewonnenen Studiowohnung, welche den Tennisplatz überblickt: auf dem wir es in vier Monaten nicht ein einziges Mal geschafft haben, Tennis zu spielen.


Mein Blick wandert langsam den Hügel hinab: über die unzähligen Obstbäume, die unsere Nachmittage versüßt haben, hin zu Dot und Lens kleinem Haus am Fuße des Grundstücks, auf die Veranda, auf der wir etliche Male gesessen habe: zum Morning Tea, Pancake oder Hühnchen-Abend.


Billy und Tilly springen mir plötzlich vor die Füße: es hat Wochen gedauert bis die beiden Kleinen Lucas und mich akzeptiert haben und nun kommen sie sogar freiwillig auf uns zu, wenn sie eine Streichelgelegenheit wittern.


Ach, ich werde all das so schrecklich vermissen.

Aber es ist ein so schönes Gefühl tief im Inneren zu wissen, am anderen Ende der Welt ein zweites zu Hause gefunden zu haben.


Mit einem von Sharons unvergleichlichen Lamb Roasts lassen wir den letzten gemeinsamen Abend ausklingen: zum Glück in dem Wissen, dass wir uns ja schon im März auf der Südinsel wiedersehen.


Nun ist es wirklich Zeit, die Nordinsel zu verlassen und nach Süden überzusetzen.

Auf dem Weg nach unten gibt es aber noch allerhand zu sehen.

Als bekennender J.R.R. Tolkien – Fan ist natürlich klar, dass Hobbiton ganz oben auf meiner Neuseeland To-Do-Liste steht: Und nun ist es endlich soweit!

Das Auenland ruft uns!

Schon allein die Anfahrt über hunderte rollend grüne Hügel lässt uns in Stimmung kommen und als wir schließlich das erste „Hobbits Hole“ entdecken, komme ich aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus.

Ein absolut magischer Tag.

Das gesamte Filmset ist so unendlich liebevoll eingerichtet.

Das Augenmerk liegt auf jedem Detail.


Hättet ihr gedacht, dass Peter Jackson sogar einen ganzen Baum künstlich angelegt hat, um die Szenerie zu vervollständigen? 200 000 Blätter wurden in China gedruckt, bemalt und in Handarbeit an das Baumgerüst angebracht- absolut verrückt.


Erkennt ihr die Fälschung?

Es wurden sogar Leute angestellt, um jeden Abend während der Dreharbeiten zu den Hobbit-Kleidungsstücken auf den unzähligen Wäscheleinen hinzulaufen, um die natürlichen Fußabdrücke im Gras zu erzeugen: wenn das kein Perfektionismus ist.

Fast sogar schlimmer als ich dieser Peter Jackson- aber nur fast.

Ich genoss die Zeit in Hobbiton so sehr... und als langsam hinter den Hügeln die Sonne unterging, legte sich eine ganz besondere Stimmung über das kleine Dörfchen.

Ein qualmender Schornstein und das Rascheln der Blätter im Wind, ließen alles so täuschend echt wirken... Als würde jeden Augenblick Bilbo Beutlin um die Ecke schießen!

“I am going on an adventure!”

Und wie wir das tun.


Hier könnte ich bleiben...

Was steht als Nächstes auf dem Programm?

Rotorua. Wir können gar nicht genug von all den geothermalen Wundern bekommen und haben uns deshalb kurzer Hand dazu entschlossen nach dem Waimangu Thermal Valley auch noch das Wai-O-Tapu Thermal Wonderland zu besuchen.

Und wir haben es nicht bereut.

Unglaublich, was für eine gewaltige Farbenpracht unsere Natur doch hat.

Neben dem „Champagnerpool“, Schlammgeysiren und grünen Kraterseen wanderten wir über 100°C heiße Quellen und stechend gelbe Schwefelablagerungen.


Fast schon ein wenig unreal.

Wow. Unheimlich faszinierend.


Nun geht es weiter gen Süden: ein letzter Blick auf den Lake Taupo, an dem wir ein wunderschönes erstes Weihnachten im Sommer verbrachten, durch den Tongariro Nationalpark, welcher uns nach dem Tongariro Crossing immer als „andere Welt“ in Erinnerung bleiben wird, nach Wanganui, am längsten schiffbaren Fluss Neuseelands entlang, durch Bergstraßen, an denen Schafe uns den Weg blockierten und Geröll an jeder Kurve den Weg verengte, an der Küste in Richtung Wellington hinunter.


Die „windige Hauptstadt“ war nicht einmal windig.

Einen wunderschönen Abend verbrachten wir in den Botanischen Gärten zum Klang der Musik der „Gardens Magic“. Liebevoll hergerichtet und mit Lichteffekten versehen wird hier das 150jährige Jubiläum der Botanischen Gärten zelebriert.


Ein Kuchen der anderen Art!

Der Blick vom berühmten Wellington Cable Car ist sowohl bei Tag als auch bei Nacht beeindruckend: wenn sich der leuchtend blaue Himmel durch das Funkeln der Sterne ersetzt.


Wenn das mal kein Ausblick ist...

Nach einem ausgedehnten Frühstück starten wir den nächsten Tag in der Hauptstadt mit einem Besuch in „Zealandia“: ein abgezäuntes Naturschutzgebiet nur 10min vom Stadtzentrum entfernt.

Nur hier wird ein Neuseeland gezeigt, wie es früher wohl einmal gewesen ist: ohne Opossums, Frettchen, Mäuse oder Wallabys.

Ein wahres Vogelparadies.

Das gesamte Areal ist abgezäunt, um eintreten zu dürfen, müssen wir erst durch den „Biosecurity-Check“. Das Zwitschern unzähliger Vögel begleitet dich, wohin du nur gehst, wir sehen Kererus, Kakas, Shags, Fantails, Tuis und viele geflügelte Ureinwohner mehr.


Na hallo, wen haben wir den hier gefunden?

Das Highlight: Tuataras (oder auch Brückenechsen)!

Diese kleinen Tierchen sind quasi lebende Fossilien, da sie Überlebende einer 150 Millionen Jahre alten Tiergruppe sind- Verwandte der Dinosaurier.


Nach diesem unheimlich faszinierenden Abstecher in das „ursprüngliche Neuseeland“ steht ein kleiner Stadtbummel auf dem Programm.

Am Hafen entlang schlendern wir zum Nationalmuseum „Te Papa“ und betrachten die erschreckende Ausstellung der ANZAC- Truppen im ersten Weltkrieg.

Ehrlich gesagt hatte ich vor meiner Zeit in Neuseeland keine Ahnung, dass die Länder „hier unten“ überhaupt an den beiden Weltkriegen teilgenommen haben.

Warum sollten sie auch?

Der ganze Schlamassel in Europa ist doch tausende Kilometer entfernt.

Aber wenn Mutter England ruft, sind Australien und Neuseeland natürlich sofort gesprungen und haben ihre Männer an die Front geschickt: ohne eine Vorstellung, was sie dort erwarten wird.


Einmal Madame Tussauds in riesig gefällig?

Als einige Europäer die Truppen in der Türkei fragten, was die Kiwis hier überhaupt machen, antworteten einige:

„Wir dachten, das Ganze sei eine Art von Rugby.“

Ach ja, die Kiwis. Und natürlich war man auch an der Heimatfront ganz vorn mit dabei.

Ohne die schier unendlichen Lebensmittellieferungen, die England von Australien und Neuseeland erhielt, wäre das Ganze vielleicht ein wenig anders ausgegangen.


Mit einem fabulösen Barbecue-Dinner verabschieden wir uns von der Nordinsel:

Auf Wiedersehen, du warst schön.


Was wird wohl die Südinsel bringen?

Wir sind auf jeden Fall gespannt.


Jetzt geht es erst einmal auf die Fähre.

Mit unserem Camper zwischen all die Viehtransporter und riesigen Wohnmobile gefahren, geht es für uns sofort aufs Deck.

Wir wollen ja schließlich nicht nur übersetzen, sondern auch die Landschaft genießen!


Schon die Abfahrt aus Wellington war spektakulär:

Die Stadt wird langsam immer kleiner und kleiner in der Ferne, ein kleiner Leuchtturm erscheint hinter hunderten versteckten Buchten und Stränden und auf einmal sind wir auch schon mitten auf dem Ozean, überall um uns herum nur noch Wasser… und Wind. Soo viel Wind.

Langsam werden die Wellen größer und ein mulmiges Gefühl schleicht sich in meinen Magen.

Aber dann sehen wir schon die Küste.

Land in Sicht!

Die Wellen werden wieder flacher, als wir langsam, aber sicher in die Sounds einfahren.

Wow. Eine Landschaft wie diese habe ich noch nie gesehen.


Der Beginn der Marlborough Sounds...

Schon der erste Blick in die Sounds ergreift mich zutiefst.

Und es gibt noch so viel mehr zu entdecken...


Von Picton aus geht die Fahrt weiter nach Blenheim:

Morgen ist eine Weinverkostung angesagt!

Cloudy Bay heißt das Weingut unseres Vertrauens.

Und zur Feier des Tages gibt es hier neben gutem Wein auch noch eine wunderschöne Außenanlage zu bestaunen und zu genießen.


Uns könnte es schon gut gehen!

Ein Gläschen nach dem anderen, ein Schläfchen im Grünen, ein Lächeln im Gesicht.

Gibt es eine schönere Art, einen Geburtstag zu verbringen?

Lucas konnte sich jedenfalls nichts Schöneres vorstellen.


Nun wird der Adrenalinpegel gesteigert:

Ich gehe paragliden!

Die Fahrt geht in Richtung Nelson, mein Herzschlag wird immer schneller.

Mit einem alten Van werden wir über abenteuerliche Schotterstraßen auf den Mount Richmond gefahren, welcher die gesamte Region überblickt: von Nelson über drei Nationalparks... den Abel Tasman, die Nelson Lakes und den Mt Richmond Forest Park- ein Traum!

Allein der Blick vom Boden ist gigantisch und nun werde ich mich auch noch in die Lüfte erheben!

Das Gefühl, vollkommen frei zu sein, werde ich wohl nie vergessen.

Ich sehe, wie die Bäume unter mir langsam immer kleiner werden, als wir gemächlich immer weiter nach oben steigen.


Seht ihr mich fliegen?

Ein Blick, eine Weitsicht, wie ich sie mir niemals hätte erträumen können, begrüßt mich.

Ich kann gar nicht aufhören zu grinsen, während mir der Paragliding Instructor die verschiedenen Luftströmungen, die uns erfassen, zu erklären versucht.

Stundenlang könnte ich diesen Ausblick genießen.

Als wir schließlich immer weiter über Parks und Wohngebiete in Richtung Nelson gliden, sind wir auf einmal zu hoch: Was? Zu Hoch?

In einer atemberaubenden Schraube um die eigene Achse sinken wir einige hundert Fuß in die Tiefe... um keine Probleme mit dem Flughafenbetrieb zu bekommen.

Langsam kommen wir der Stadt immer näher: die Häuser werden größer und größer und aus kleinen schwarzen Punkten werden Menschen

Wir landen inmitten eines öffentlichen Parkes: ein Glück hat die Cricket- Mannschaft gerade eine Spielpause eingelegt, so dass uns die erstaunten Gesichter nur von Weitem beobachten und nicht in panischer Angst die Flucht ergreifen müssen...

Eine Erfahrung, die ich wohl niemals vergessen werde.

Das absolute Gefühl von Freiheit. Frei wie ein Vogel. Ein Traum.

Wohl eines der schönsten Geburtstagsgeschenke meines Lebens.


Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, machen wir uns nun auf in Richtung des Abel-Tasman-Nationalparks.

Und wie kann man diesen besser erkunden, als mit dem Kayak?

Auf dem Wasser trotzen wir den Wellen und paddeln an den Stränden entlang zum Split Apple Rock:

eine sehr merkwürdige Gesteinsformation.


Als wir gerade in Richtung Adele Island unterwegs waren, machen wir eine finstere Entdeckung:

Dank eines Materialfehlers des Kayaks steht auf einmal Wasser im Boot!

Und das nicht zu wenig.

Als schließlich die hintere Kayakkoje unter, statt auf dem Wasser lag, wurde es langsam gefährlich.

Sagen wir mal so: Wir sind wohl die zweiten Bootsfahrer überhaupt, die im Abel Tasman eine Leuchtrakete zünden mussten.

Ja guuut. Man hat ja sonst nichts zu erzählen. :D


Nach einer anstrengenden, feucht-fröhlichen Kayaktour, die etwas anders endete, als wir ursprünglich gedacht haben, geht es nun weiter Richtung Kaikoura.

Der State Highway 1 wurde nach dem großen Erdbeben im November 2016 gerade erst wieder vollständig eröffnet- Glück für uns, denn es gibt wohl keine schönere Strecke nach Christchurch.

Kilometerlang führt uns die Straße direkt an der Küste mit ihrer tosenden Brandung entlang...

Und das Schönste daran?

Die gesamte Küste wimmelt nur so vor Robben!

Von Bucht zu Bucht, überall sonnen sich die kleinen pelzigen Meeresbewohner auf den Steinen.

Ein unheimlich beeindruckendes Schauspiel der Natur.

Kleine Robbenbabys spielen miteinander im Wasser, zwischen älteren Artgenossen entbricht ein wilder Streit und über alledem genießen einige der "New Zealand Fur Seals" einfach die Strahlen der Sonne.

Ewig könnte ich sie dabei beobachten.

Schau mir in die Augen, Kleines.

Aber allein wegen den Robben sind wir natürlich nicht nach Kaikoura gefahren.

Das süße verschlafene Küstenstädtchen liegt genau an einer beliebten Wal-Migrationsroute.

Hunderte der Ozeanriesen ziehen jährlich kurz vor der Küste vorbei….

Wenn das nicht nach einem Abenteuer schreit!

Um zu den Walen zu gelangen muss man nur auf das Wasser hinaus.

Da es die letzten Tage ganz schön stürmisch war, fuhren nur leider keine Boote hinaus.

Und ehrlich gesagt, hatten wir nach unserer Kayakerfahrung im Abel Tasman auch erstmal genug vom Boot fahren. :D

Und was nun?

Um auch mal ein wenig dekadent zu sein, geht es also mit einem kleinen Propellerflugzeug auf den Ozean hinaus. Unser Herz bebt wie verrückt, wir haben so sehr gehofft, dass gerade während unserer Flugzeit einer der Meeresgiganten von seinem bis zu 45min. langem Tauchgang an die Oberfläche kommt, um Luft zu holen.

Gerade als wir die Hoffnung schon fast aufgeben wollten, springt unser Pilot vor Freude fast aus seinem Sitz. Ein Wal! Ein riesiger Pottwal taucht plötzlich unter uns auf!

In ganz kleinen Kreisen umfliegen wir ihn minutenlang…

Und beobachten fasziniert, wie sich der Meeresgigant von unseren entzückten Gesichtern unbeeindruckt majestätisch durchs Wasser bewegt und immer wieder enorme Wassermengen durch das Luftloch aus seinem Rücken hinausstößt.


Manche Erlebnisse kann man eigentlich kaum noch in Worte fassen...

Plötzlich hat er wohl entschieden seine Jagd fortzusetzen: und wir sehen nur noch eine riesige Schwanzflosse aus dem Wasser stehen, bevor er schließlich ganz in den Tiefen des Meeres verschwindet.


Eine unglaubliche Erfahrung, die ich wohl niemals vergessen werde.

Wie schon so, so viele auf dieser Reise.

Eine Zeit, die mich wohl für immer prägen wird.

Manchmal kann ich gar nicht mehr so richtig begreifen, was wir schon alles sehen und erleben durften. Unternehmen durften. Genießen durften. Uns tief ins Gedächtnis schweißen durften.


Nach diesem atemberaubenden Morgen geht die Fahrt weiter nach Christchurch.

Mit einem entspannten Stadtbummel und einem lustigen Abend in den Bars der Stadt geht eine wunderschöne Zeit zu Ende…


Christchurch- Momente

Und wir verabschieden unseren Besuch aus der Heimat.

Mit dem Wissen, ihm ein Neuseeland gezeigt zu haben, wie wir es jeden Tag aufs Neue erleben dürfen, wie wir es lieben, wie es zu unserer zweiten Heimat geworden ist.

Mit all seinen wundervollen Facetten, seinen atemberaubenden Landschaften, seiner faszinierenden Flora und Fauna und vor allem seinen so unheimlich liebenswerten Menschen.

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