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  • AutorenbildVerwunderliche Reisen

Tauranga: Ein ganz normaler Tag

Aktualisiert: 6. Nov. 2018

Was ist schon ein ganz normaler Tag? Normal? Normal ist in Neuseeland relativ wenig.

Wir stehen gegen acht Uhr morgens aus unserem himmlisch weichen King Size Bett auf, begeben uns langsam in die Küche, um unser Frühstück herzurichten.

Ich trete mit nackten Füßen auf den kalten Balkon und genieße die Sonne, den blauen Himmel, den lauten Gesang der Vögel.

Mit dem ersten Cup of Tea des Tages beginnt der Morgen.

Wir gehen langsam die Treppen hinunter, verlassen unsere Studiowohnung und betreten die Werkstatt.

Good morning!

Bryce begrüßt uns mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und fragt, wie unsere Nacht war.

Keine Frage, gut wie immer!


Nun beginnt der Arbeitstag. Ich bin schon ganz gespannt was heute auf dem Plan steht: Bananenpalmen oder Farnbäume verschneiden? Avocados mit einer 10m langen Stange von den Bäumen holen? Auf dem zwei Hektar großen Grundstück mit dem Rasentraktor rasen mähen? Macadamia-Nüsse knacken? Orangen, Zitronen und Limetten ernten? Den Regenwald ausmisten?

Vielleicht aber auch das Gewächshaus aufräumen? Einen Zaun bauen? Oder zwei?

Egal, was es diesmal ist, ich bin bereit. Wer hätte gedacht, dass mir Gartenarbeit so viel Spaß machen kann? Aber naja… es ist ja auch ein ganz anderer „Garten“ hier.


Kennt ihr schon Farnbäume? Nein? Jetzt schon.

Punkt 10 Uhr ist Tea- Time. Wie könnte es auch anders sein?

Alles wird sofort stehen und liegen gelassen, da, wo es ist. Kekse und grüner Tee mit Milch versüßen uns den Morgen, nette Gespräche machen ihn nur umso schöner.

Lucas und ich leben hier zusammen mit Bryce und Sharon, Dot und Len.

Eine Kombination, wie sie im Buche steht. Die Gesprächsthemen schweifen nur so um die Welt: von der nicht ganz so geliebten neuseeländischen Labour-Regierung über chinesische Dumping-Produkte hin zu einem Leben in Afrika.

Langeweile ist hier ein Fremdwort.

Ach, und gibt es denn eigentlich noch Ost- und Westdeutschland?

Müsst ihr aufpassen, was ihr sagt, dort, wo ihr herkommt?


Sharon und Bryce, Lucas und ich

Nach der morgendlichen Teestunde lasse ich die Hühner hinaus:

Einer schneller als der andere rennen sie in Formation auf die Wiese.

Billy und Tilly, die wohl süßesten Katzen Neuseelands, beobachten sie dabei neugierig.

Plötzlich wenden sie ihre Aufmerksamkeit von den Hühnern ab und blicken in den Himmel.

Was war das?

Oh.. Ein Tui ist über den Tennisplatz geflogen und hat die Eisvögel und Fasane aufgescheucht.

Es ist so wunderschön, mitten in der Natur zu sein.


Ein Amseljunges auf seinem Weg durch die große, weite Welt

Ein wahres Vogelparadies.

Schade, dass wir Europäer es fast zerstört haben.

Als James Cook vor knapp 300 Jahren mit seinen Männern die Inseln betrat, soll das Vogelgezwitscher so laut gewesen sein, dass niemand, ob Tag oder Nacht, ein Auge zu machen konnte.

Das Land gehörte einzig und allein den Vögeln.

Säugetiere? Gab es nicht. Und es hätte vielleicht auch so bleiben sollen.

Opossums und Wallabys sind nur einige der eingeführten Spezies, die in Neuseeland als staatliche Plage gelten. Da sie nicht nur alle Früchte, sondern auch die Eier der einheimischen Vögel fressen, sieht man alle 50m einen Roadkill auf der Straße. Jeder Neuseeländer fordert dich auf das Tempo zu erhöhen, wenn dir etwas vor das Auto rennt.

Ganz schön hart- Aber fair?

Nach der Mittagspause geht es weiter. Es ist Frühling, die Saison beginnt.

Salat, Brokkoli, Blumenkohl, Tomaten, Gurken, Kartoffeln und Kumaras müssen gepflanzt werden.

Die neuen Gartenboxen bauen wir hinter den Orangen- und Zitronenbäumen.

Etwas tiefer gelegen liegen die Bananenpalmen, 10m weiter wachsen Aprikosen.

Schon witzig: zwei ganz verschiedene Klimazonen so nah beieinander.

Es ist eine ganz andere Art zu leben.

Die wohl besten Zitronen meines Lebens.

Nach dem Afternoon-Tea geht es in die Stadt. Nur 15min mit dem Auto entfernt bekommen wir alles, was wir brauchen. Es gibt nichts, was man in Tauranga nicht finden kann: heimelige kleine Boutiquen, große Supermarktketten, Autohäuser und Heimwerkbedarf, alles hat seinen Platz.

Es ist wohl eine der schönsten Städte Neuseelands.

Direkt am Wasser gelegen besitzt sie den zweitgrößten Hafen des Landes.

Unheimlich teure und luxuriöse Yachten liegen dort Seite an Seite (wenn man bedenkt, dass Tauranga oft das beste Wetter der Nordinsel genießen kann, eine gute Investition).

Im Hintergrund erhebt sich der gigantische Mauao, auch Mt Maunganui genannt.

Zu Füßen des inaktiven Vulkans, der das Stadtbild so eindrucksvoll prägt, liegen kilometerlange Sandstrände mit wunderschönen Muscheln. Die Wellen sind einfach nur ein Traum für Surfer.

Ich bin schon so gespannt darauf, bald selbst das Board in die Hand zu nehmen!

Fast zu schön, um wahr zu sein...

18 Uhr. Teatime again. Dinnertime. Was?

Irgendwie hat vom Namen her jede Essenspause etwas mit Tee zu tun.

Schon witzig. Ganz schön britisch.

Sharon kommt von der Arbeit nach Hause und führt uns in eine weitere Spezialität des Landes ein. Was kommt als nächstes? Traditionelles Roastdinner? Barbecue vom Lamm? Kumara? Fish and Chips mit Kahawhai oder Tarakihi? Sausage Rolls? Marmite oder Veggiemite Sandwiches? Shepherds Pie? Chicken Pie? Mince& Cheese Pie? Oh man, ich liebe diese Pies.

Zum Nachtisch gibt es TimTams, Feijoa Crumble, Trifle, Scones, Pavlova, Lemon Honey, Anzac Biscuits, Chips mit Kiwi-Dip, Whittaker`s Peanut Slab, Kiwifruit, Hokey Pokey Ice, Lamingtons, Fruit Cake, Lemon Meringue Pie, …

Und zum Abschluss einen weiteren Cup of Tea. Der vierte des Tages.

Ich glaube, ich werde nach Hause rollen.

Gegen 22 oder 23 Uhr sagen wir Sharon und Bryce gute Nacht und laufen über die kleine Brücke zu unserer Wohnung. Ganz langsam mit Blick in den Himmel.

Der Sternenhimmel in Neuseeland verblüfft mich jedes Mal aufs Neue.

Ihr könnt nicht annähernd erahnen, was hier unten in der Nacht vor sich geht, wenn ihr noch nie hier gewesen seid.

Millionen von Sternen bilden eine Kuppel im Himmel.

Die Milchstraße erkennt man mit bloßem Auge.

Erst hier erkenne ich die Bedeutung des Wortes „Sternenzelt“.

Während man in Deutschland meist nur einzelne Sterne über sich erkennt, fühlt es sich hier wirklich so an, als stünde man in einem riesigen Zelt. Tausende von Leuchtpunkten schmücken den Himmel.

Ganz schön unreal.

Habt ihr jemals so etwas gesehen?

Ein weiterer, wunderschöner Tag geht zu Ende…

Ich kann den nächsten kaum erwarten.
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